Besuch bei Ho Van De

Die Hitze ist kaum zu ertragen. Im Dorf Tay Tra herrscht eine drückende Schwüle als wir Ho Van De besuchen. Im Gesicht des dreiunddreißig Jährigen klafft eine riesige Hasenscharte. Dass er schon so lange mit diesem Handycap leben muss ist unvorstellbar.

Heute ist Tag vier unserer Mission.
Während in den OP’s weiter im Akkord gearbeitet wird, bereitet sich Ho auf seinen großen Tag vor. Das Bergdorf in dem er lebt ist mit dem Auto in drei Stunden von unserer Klinik in Quang Ngang zu erreichen.

Die Straßen dorthin werden immer holpriger und enger. Irgendwann sind es nur noch unbefestigte Wege.
Angekommen, müssen wir den Rest bis zu seiner Hütte zu Fuß über einen schmalen Pfad den Hügel hinauf klettern. Der Patient wohnt bei seinem Bruder Ho Van Ban, dessen Frau und deren Kind. Die Behausung ist auch für vietnamesische Verhältnisse ausgesprochen bescheiden. Die Hütte besteht aus Bambus und Holz. Alle leben in einem Raum. Das Moped parkt direkt neben dem Bett. Beißender Rauch sticht einem in die Nase. Um das Kochfeuer zu entfachen hat die Schwägerin von Ho gerade Plastiktüten verbrannt. Es riecht wie auf einer Müllkippe. Da die offene Feuerstelle keinen Abzug hat, steht der Qualm in der Luft.

Das Verbrennen von Plastik wird von Sozialmedizinern als eine mögliche Ursache von der Missbildungen vermutet.
Der giftige Rauch kann auf die Dauer ebenfalls das Erbgut des Kindes im Mutterleib schädigen.

Ho Van De ist sehr schüchtern. Man merkt, wie peinlich es ihm ist zu sprechen. In seinem Dorf hat er durch die Entstellung nicht nur Gutes erfahren. Seit Jahren versucht er schon einen Termin bei einer Hilfsorganisation zu bekommen und sein Gesicht operieren zu lassen. Dieses Jahr hat es endlich geklappt. Dr. Christopher Wachsmuth wird ihn morgen operieren.
Danach wird er erstmals in seinem Leben in der Lage sein richtig zu sprechen. Er hofft, dass er nach der OP endlich auch frei von Stigmatisierung leben kann. Doch der Weg dahin ist noch weit.

Aber Ho Van De hat einen Traum: Wenn er erstmal ein „normales“ Gesicht hat, dann möchte eine Familie gründen und viele Kinder haben.

Van De und sein Bruder arbeiten auf dem Reisfeld. Der Verdienst ist sehr gering, etwas 1$ pro Tag. Schulbildung hat er keine. Für Schulmaterial, Bücher und Uniform reichte das Geld nicht.
Das Einkommen, das kaum das Überleben sichert, reicht im Normalfall natürlich nicht, jemals eine solche Operation zu finanzieren. Hier setzt die Unterstützung von „Operation Restore Hope“ an.

Lesen Sie morgen die spannende Geschichte, wie es mit Ho Van De weiter geht.